So oft wie ich bereits an der Nord- und Ostsee war, so verwunderlich ist es, dass ich es bisher nie auf Deutschlands größte Insel geschafft habe. Doch diesen Sommer soll das anders werden: Anfang Juli packen wir unsere Taschen und machen uns an einem warmen Sommertag auf den Weg durch unzählige, niedersächsische Dörfer in Richtung Rügen.
Unsere Ferienwohnung befindet sich im Ostseebad Sellin, einem kleinen Ort im Osten der Insel, der zwischen Meer und dem Selliner See liegt. Hier reihen sich fotogene Villen, deren Bäderarchitektur mit hübschen Veranden, Balkonen und filigranen Verzierungen an mondäne Zeiten zurückerinnert, nahtlos aneinander. Die Wilhelmstraße, mit ihren vielen Souvenirshops und Restaurants, bildet die Promeniermeile, an der besonders prächtige Häuser stehen.
„Mehr Sehnsucht ist kaum möglich. Am Ende der Wilhelmstraße folgt der Blick den Schiffen, die in der Ferne vorbeiziehen.
Und die Selliner Seebrücke mit ihren hölzernen Planken lädt dazu ein, hinaus zu laufen, bis es nicht mehr weiter geht.“
– Quelle: middenmang 2017
Folgt man der Wilhelmstraße hoch in Richtung Steilküste, eröffnet sich einem, oben angekommen, der wunderbare Blick auf den Strand und das Wahrzeichen Rügens. Die Seebrücke, die 1906 entstand, wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder durch Feuer und Eis zerstört. Anfang der 90er Jahre begann der letzte Wiederaufbau nach historischem Vorbild. Heute befinden sich auf der knapp 400 Meter langen Brücke ein Restaurant mit Sonnenterrasse, eine kleine Eisdiele sowie eine Tauchgondel, die Besuchern die Unterwasserwelt näher bringt.
Die folgenden Abende kehren wir oft hierher zurück, um unsere Urlaubstage mit wunderschönen Sonnenuntergängen ausklingen zu lassen. Einmal haben wir besonders viel Glück mit dem Wetter und beschließen für einen Tag einen Strandkorb zu mieten. Mit einem Glas Weißwein in der Hand und den Füßen im Sand lässt sich der abendliche Blick auf das Meer und den pastellfarbenen Himmel besonders gemütlich genießen.
Für Ausflüge in und um Sellin bietet sich ein Strandspaziergang nach Baabe an. Folgt man dem Hauptstrand, an dem sich die Seebrücke befindet, in Richtung Osten benötigt man rund 30 Fußminuten direkt am Meer entlang, bis man den Südstrand erreicht. Von hier aus erreicht man in weiteren 10 Minuten, die auf der Promenade und an Surfschulen entlangführen, den Ortskern von Baabe, wo die Besucher Strandcafés, kleine inhabergeführte Geschäfte und die obligatorischen Souvenirshops erwarten.
In Baabe ist der Buchladen Beiboot besonders zu empfehlen. Neben schön gestalteten Postkarten für die Lieben zuhause, bietet das Sortiment aktuelle sowie historische Bildbände und DVDs über die Insel. Außerdem findet man in den Regalen eine Vielzahl an Romanen und Thrillern, deren Handlung auf Rügen oder entlang der Ostseeküste spielt.
Für den Rückweg nach Sellin kann man sich dann entweder erneut für den Spaziergang am Strand entlang entscheiden. Oder aber man wählt den Hochuferweg, der am Südstrand beginnt und an der Selliner Seebrücke endet. Auf dem hügeligen Weg bietet die Steilküste immer wieder herrliche Ausblicke auf den Strand und in die Ferne.
Wer noch nicht zurück möchte, gelangt von der Strandpromenade in Baabe in rund 20 Gehminuten an den Selliner See. Auch hier kann man während einem Spaziergang oder auf einer Bank sitzend das in der Sonne glitzernde Wasser und den frischen Inselwind genießen. Der lange Heimweg lässt sich von hier aus leicht mit der Bäderbahn antreten, da sich mehrere Haltestellen in unmittelbarer Nähe befinden. Für Besitzer der Kurkarte von Sellin und Baabe ist die Fahrt kostenlos.
Neben der Selliner Seebrücke ist auch die Kreidefelsformation Königsstuhl an Rügens Kreideküste einen Ausflug wert. Vom Großparkplatz Hagen, den man von Sellin aus in 45 Autominuten erreicht, können Besucher entweder den Shuttle Bus nehmen oder sich zu Fuß aufmachen. Der Weg führt ca. 30 Minuten durch den Buchenwald im Nationalpark Jasmund, der zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt. Einen guten (und kostenlosen) Blick auf den Königsstuhl bietet der Aussichtspunkt Viktoria-Sicht, der sich direkt gegenüber befindet.
So groß wie Rügen ist, so viel gibt es zu entdecken. Wer genug Zeit hat, kann auch noch Ausflüge nach Binz, in die Hafenstadt Sassnitz oder zum Jagdschloss Granitz unternehmen, mit dem Rasenden Roland über die Insel fahren oder die Fähre zur Insel Hiddensee nehmen und während der Überfahrt noch mehr Seeluft schnuppern.
Wer die Insel am Ende seines Urlaubs schweren Herzens verlässt, kommt zwangsläufig an der Hansestadt Stralsund vorbei und kann auf der Rückfahrt noch einen kurzen Abstecher ins Meeresmuseum oder das Ozeaneum einplanen.