An der Südwestküste Australiens befindet sich eine der bekanntesten Straßen der Welt − die Great Ocean Road. Die Küstenstraße führt entlang steiler Klippen, Sandstränden und zerklüfteten Kalksteinfelsen, die hoch aus dem Meer emporragen.
Die B100, besser bekannt als Great Ocean Road, führt vom Surferort Torquay, südwestlich von Melbourne, auf über 240 Kilometern bis nach Warrnambool. Zwischen Apollo Bay und Princetown verlässt die Great Ocean Road für eine kurze Zeit die australische Küste, um sich in kurvigen Bahnen durch das grüne Landesinnere zu schlängeln.
Wer den Roadtrip von Torquay aus startet, fährt einige Kilometer später durch den kleinen Küstenort Aireys Inlet. Hier lohnt sich ein kurzer Zwischenstopp am Leuchtturm Split Point Lighthouse mit Aussicht auf den langgezogenen Sandstrand Fairhaven Beach und Blick auf die ersten Klippen und bizarren Felsformationen, die Wind und Wasser geschaffen haben. In den australischen Wintermonaten von Mai bis Oktober ist Split Point außerdem ein guter Platz, um Wale beobachten zu können.



Kurze Zeit später fährt man durch das Memorial Arch at Eastern View. Neben dem Torbogen, in Richtung Küste, befindet sich ein Denkmal mit Informationen zur Geschichte der Great Ocean Road.
Im Jahr 1919 begannen rund 3000 Soldaten, die nach dem 1. Weltkrieg in ihre Heimat Australien wiedergekehrt waren, mit dem Bau der Straße. Die Bauarbeiten dienten als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die wiedergekehrten Soldaten und die so geschaffene Straße, die erstmals die vielen kleinen Küstenorte miteinander verband, als Denkmal für die im Krieg gefallenen Kameraden. Es dauerte 15 Jahre bis zur Fertigstellung der Küstenstraße, die erst 1972 in Great Ocean Road benannt wurde.
Genauso bekannt wie die Great Ocean Road selbst, sind die Twelve Apostles, meterhohe Kalksteinfelsen, die aus dem Meer emporragen. Auch wenn ihr Name anderes vermuten lässt, gab es von Beginn an nur 9 Felsen, von denen einer jedoch im Jahr 2005 in sich zusammenstürzte.
Grund hierfür war die Erosion durch Wind und Wasser, die ebenfalls zur Entstehung der Felsformationen beigetragen hat. Früher einmal waren die Twelve Apostles mit dem Festland verbunden und wurden durch das stürmische Meer immer weiter ausgehöhlt, bis die Verbindung zum Festland abbrach.



Über das Twelve Apostles Visitor Centre gelangt man zu einem Aussichtspunkt, der sich direkt an der Küste zwischen den vereinzelt stehenden Felsen befindet. In südöstlicher Richtung blickt man auf den Gibson Beach, vor dem zwei Apostel aus dem Wasser ragen. Zugang zum Strand und den Felsen erhält man über die gleichnamigen Gibson Steps, eine Treppe, die die steile Klippenwand hinunter zum Strand führt.
Wir entschließen uns den Sonnenuntergang vom Gibson Beach aus zu verfolgen und werden nicht enttäuscht. Während die Sonne immer tiefer sinkt, brechen sich die Wellen an den zerklüfteten Kalksteinfelsen und lassen erahnen, welchen Kräften die Felsen ausgesetzt sind.



Entlang der Great Ocean Road zieht sich auch die Shipwreck Coast, die Küste der Schiffwracks. Aufgrund der oft stürmischen See, dichtem Nebel und der vielen aus dem Wasser ragenden Felsen sollen hier Hunderte Schiffe gesunken sein. Das berühmteste Schiffsunglück ist das der Loch Ard, die im Jahr 1878 auf dem Weg von England nach Melbourne auf die Mutton Bird Island prallte und versank. Die Bucht, in die sich die einzigen zwei Überlebenden retten konnten, ist heute unter dem Namen Lord Arch Gorge bekannt.
Weitere bekannte Felsen und Buchten der Shipwreck Coast sind Razorback, London Bridge und Bay of Islands. Sie entstanden vor 10 bis 20 Millionen Jahren, als sich die heutige Küste noch unter Wasser befand. Da die Kalksteinfelsen aus unterschiedlich harten Schichten bestehen, die unterschiedlich schnell erodieren, bildeten sich über die Jahre bizarre Felsformationen und Aushöhlungen.


London Arch, früher unter dem Namen London Bridge bekannt, ist eines der bekanntesten Beispiele für die fortschreitende Erosion. Die Verbindung zwischen Festland und Felsbogen, die früher als Brücke diente und dem Felsen seinen ursprünglichen Namen verlieh, stürzte im Jahr 1990 unerwartet ein.

Die Fahrt auf der Great Ocean Road bietet sich vor allem dann an, wenn man von Melbourne nach Adelaide, oder andersherum, reisen will. Wer die Küstenstraße nicht mit einem eigenen Auto befahren will, kann eine der vielen geführten Touren buchen, die noch einen Abstecher in den Grampians National Park machen. Ich selbst habe mich fahren lassen und kann die 3-tägige Tour von Groovy Grape empfehlen, mit denen ich auch im Outback unterwegs war.