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Zwischen Fischen und Korallen

Weiße Sandstrände, türkisblaues Wasser und unter dem Meer das größte Korallenriff der Welt. Im Great Barrier Reef schwimmt man mit bunten Fischen durch schimmernde Sonnenstrahlen, lässt sich von sanften Wellen treiben und hört nichts anderes, außer dem leisen Rauschen des Meeres und seinen eigenen Atem. Und mit etwas Glück findet man vielleicht sogar Nemo.

Das Great Barrier Reef erstreckt sich über 2.000 Kilometer entlang der Ostküste Australiens. Kein Wunder also,  dass es im Film Findet Nemoso lange dauert, bis Clownfisch Marlin seinen Sohn wiederfindet. Wer sich ebenfalls auf die Suche nach Nemo begeben will, kann diese von verschiedenen Orten an der australischen Küste beginnen. Der Vielzahl von angebotenen Schnorchel- und Tauchausflügen − und meiner Entscheidungsunfreudigkeit − geschuldet, buche ich direkt zwei Tage unter Wasser mit unterschiedlichen Anbietern und zwei unterschiedlichen Zielen.

Die erste Tour führt mich zur Green Island, einer kleinen Insel rund 30 Kilometer vor der Küste Australiens. Dementsprechend schnell lässt sie sich von Cairns aus erreichen, was sich auch im – für australische Verhältnisse – relativ günstigen Preis widerspiegelt. Der Ausflug beinhaltet das Equipment zum Schnorcheln und Tauchen, Neoprenanzüge zum Schutz gegen giftige Quallen sowie Verköstigung an Bord. Neben der Zeit auf und im Meer, lohnt sich bei diesem Ausflug auch ein kurzer Abstecher auf die Insel selbst. Weiße Sandstrände, türkisblaues Wasser und dichter Regenwald machen Green Island zu einem echten Paradies.

 

 

Ironischerweise kostet es mich an diesem Ort, wo es tatsächlich gar nicht so unwahrscheinlich ist einem Hai zu begegnen, viel weniger Überwindung als gedacht, um mit Schnorchelmontur ins Wasser zu springen. In der Nordsee oder heimischen Seen würde ich dagegen niemals auf die Idee kommen schwimmen zu gehen. Auch wenn man nie von Haiangriffen in deutschen Meeren hört – und ganz sicher nicht von Haiangriffen in Harzer Seen – zu groß ist die Angst (bzw. meine Fantasie), dass ein Meeres- bzw. Seeungeheuer unter der dunklen Wasseroberfläche lauert und mich in die Tiefe zieht… Aber das klare Wasser sowie die Möglichkeit das berühmte Great Barrier Reef zu erleben und eventuell sogar Nemo zu finden, lässt mich meine Angst überwinden und mit klopfendem Herzen ins Meer springen.

 

 

Unter Wasser sind dann jegliche Bedenken vergessen. Zu faszinierend und entspannend ist es, in die Stille des Meeres einzutauchen und die Unterwasserwelt mit ihren unzähligen Fischen und Korallen zu erkunden. Plötzlich befindet man sich in einer völlig anderen Welt, losgelöst von der Hektik des menschlichen Alltags, und lässt sich durch sanfte Wellenbewegungen treiben. Sonnenstrahlen schimmern durch die Wasseroberfläche und bringen das Meeresblau und die bunten Farben der Fische zum Leuchten. Und für einen kurzen Augenblick taucht sogar eine Schildkröte auf, die in sicherer Entfernung an mir vorbei schwimmt.

 

 

Der zweite Schnorchelausflug führt vom nördlicher gelegenen Port Douglas ins Outer Barrier Reef. Die Touren ins äußere Great Barrier Reef sind aufgrund der weiteren Strecke, die mit dem Boot zurückgelegt werden muss, zwar teurer als beispielsweise nach Green Island. Dafür erlebt man hier vielfältigere Korallenriffe, die weitestgehend intakt sind und kaum Spuren der zahlreichen Touristenbesuche aufweisen. Auch die Sicht unter Wasser ist, aufgrund der großen Entfernung zur Küste, um einiges klarer.

Das Boot von Wavelength steuert insgesamt drei Abschnitte des Opal Reefs an: South North OpalBashful Bommieund Beautiful Mooring. In jedem Teilriff erwartet uns eine atemberaubende Unterwasserwelt: Buntschimmernde Fische, die einen teils neugierig verfolgen, teils misstrauisch beäugen und das Weite suchen. Korallen, die sich übereinander türmen, geweihartig in die Höhe wachsen oder eine zwei Meter breite Fläche bilden. Stellen, an denen die Wasseroberfläche nur noch wenige Zentimeter vom Leben unter dem Meer entfernt ist, sowie Abhänge und Schluchten, die in einem tiefen Dunkelblau verschwinden.

 

 

Das Besondere an dieser zweiten Tour ist, dass sie als Öko-Tourismus zertifiziert ist und die Besatzung des Schiffes aus Meeresbiologen besteht, die uns während der Fahrt die artenreiche Fischwelt und das Ökosystem des Great Barrier Reefs näher bringen sowie über die Bedrohung des Riffs aufklären. Denn Korallenriffe wachsen und überleben nur unter bestimmten Bedingungen. So ist eine Wassertemperatur zwischen 18 und 30°C Voraussetzung dafür, dass Korallen von Algen mit Nährstoffen versorgt werden. Durch den fortschreitenden Klimawandel und die Erwärmung des Wassers gerät diese Symbiose jedoch zunehmend in Gefahr.

Aber auch Wasserverschmutzung durch Landwirtschaft und Schiffe sowie Beschädigungen von Korallen durch unachtsame Taucher und Schiffsanker, gefährden das Riff und damit den Lebensraum für tausende Fischarten und anderer Meerestiere wie Schildkröten, Delfine und Wale.

 

 

Am Ende meiner beiden Ausflüge in die australische Unterwasserwelt habe ich zwar nicht Nemo gefunden, dafür aber eine Schildkröte, die mich vermutlich mit „Hey Dude“ begrüßt hätte, wenn sie sprechen könnte, sowie einen weiteren Darsteller aus dem gleichnamigen Disneyfilm: Den Halfterfisch Kahn, der Nemo bei seiner Flucht aus dem zahnärztlichen Aquarium in den Hafen von Sydney hilft. Aber auch ohne Nemo werden diese Tage unter Wasser unvergesslich bleiben und ich wünschte mir, es gäbe Korallenriffe in Deutschland und dafür weniger unheimliche Seen.

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